Dienstag, 18. Februar 2014

Die Horrorfahrt von Sapa nach Luang Prabang, Laos

Ähnlich wie die Geschichte über die Fahrt von Hanoi nach Sapa ist auch in dieser Geschichte nichts hinzugefügt, was nicht den Tatsachen entspricht. Ich habe bereits viele Blogs und Artikel über die Fahrten von Vietnam nach Laos gelesen und immer wieder ist der Begriff "Bus from Hell" aufgetaucht. Die Formulierung trifft laut meiner Recherche auf die Fahrt von Vientiane, Laos nach Hanoi, Vietnam zu. Wer allerdings diesen Post zu Ende liest wird feststellen, dass unsere Fahrt äquivalent zu dem ist, was im Internet berichtet wurde. (Teilweise wird es wohl auch der gleiche Bus, bzw. die gleiche Strecke sein)
Angefangen hat alles in Sapa. Wir haben einen Bus nach Dien Bien Phu gebucht, der Abends gegen 19 Uhr abfahren sollte und Dien Bien Phu ungefähr um 5 Uhr Morgens erreichen sollte. Die Strecke, die zu bewältigen galt beträgt 280 Kilometer. Wer jetzt eins und eins zusammen zählt, dem fällt auf, dass 10 Stunden fahrt für 280 Kilometer unnormal lange sind. Vollkommen zu recht mussten wir natürlich auch stutzen, aber was bleibt einem anderes übrig als ein Flug, der nun einmal locker das 2,5 Fache von der gesamten Fahrt nach Luang Prabang beträgt. Aus budgettechnischen Gründen blieb uns letztendlich nur der Bus.
Einmal losgefahren war soweit alles gut. Dass die Strecke den Berg hinunter ging war klar, wir sind so auch hoch gefahren und Kurven gehören ebenfalls dazu. Dummerweise werden viele Vietnamesen "seasick" bei der Fahrt und müssen sich schon nach wenigen Minuten übergeben. Anders als es ab und zu im Flugzeug passiert fängt gleich der halbe Bus an sich Plastiktüten zu krallen und den Magen zu entleeren. Man kann wirklich beobachten, wie die armen Vietnamesen unter diesem Problem leiden. Wenige schaffen es einzuschlafen sondern klammern sich an die Lehne des Vordermannes und harren starr aus, bis der nächste Stopp kommt. Umso schlimmer wurde die Situation, als wir den Fuß des Berges erreicht hatten. Aus einer kurvigen, gut geteerten Straße wurde eine Mondlandschaft. (Das ist nicht übertriegen) Die Straße war dermaßen im Arsch, das unsere Busfahrt vergleichbar mit der eines Schiffes bei rauer See war. Leider war es zu dunkel um ordentliche Bilder oder Videos zu machen. Sandra und ich konnten uns jetzt aber schon vorstellen, was die Post-Reisenden in ihren Erfahrungsberichten beschrieben haben.
Nach zehn Stunden Fahrt und wenig Schlaf kamen wir in Dien Bien Phu am Busbahnhof an. Soweit so gut. Eigentlich wollten wir einen Tag in der Stadt verbringen, um uns mental auf das zweite Stück der Fahrt nach Luang Prabang vorzubereiten. Eigentlich habe ich erwartet, dass Sandra ein Tag Ruhe entgegenkommt. Untypischerweise wollte sie allerdings lieber weiter fahren und die gesamte Strecke an einem Stück runterreissen.
Der Busbahnhof war ein kleiner Parkplatz, ummauert und voll mit Asiaten, die allemögichen Arten von Kisten, Boxen und Gepäckstücken mit sich schleppten. Ich habe nur gelesen, dass die Busse nach Laos immer bis zur Oberkante vollgepackt werden. Gepäck wird auf dem Dach verstaut und es soll auch vorkommen, dass Hühner mit im Bus sitzen.
Etwas müde und mit Schlaf in den Augen haben wir die Situation am Busbahnhof auf uns wirken lassen. Es kamen uns Motorroller entgegen, die Kisten mit kleinen Küken geladen hatten. Säcke voll mit Reis wurden in die Busse verfrachtet und unter den Sitzen und im Fußraum ausgelegt. Nachdem wir unsere Tickets gekauft haben hat man unsere Rucksäcke ganz normal in das Gepäckfach des Busses verladen. Wir waren froh. Anscheinend hatten wir keinen dieser Busse, die voll überfüllt das Land verlassen. Gegen 7:30 Uhr sollte der Bus Dien Bien Phu verlassen. Wir haben uns mit den zwei Kroaten und dem Holländer, die wir auf der ersten Fahrt kennengelernt haben in die letzte Reihe gesetzt. Anders als die normalen Sitze bestand die letzte Reihe aus Liegeplätzen.
Es verging immer mehr Zeit und der Bus füllte sich mit Europäern und Asiaten. Es wurden immer mehr und ich habe Sandra noch gefragt, ob wir nicht lieber auf einen zweier Sitz wechseln sollen, bevor unsere Schlafplätze als Mehrzweckabteil umfunktioniert werden. Sandra war sich nicht sicher, ich mir auch nicht und die anderen Drei hatten auch keine wirkliche Meinung. Wir sind also sitzen geblieben, in der Hoffnung, dass wir gemütlich und schlafend nach Laos fahren könnten. Natürlich war das völliger Blödsinn. Wir lagen 360° FALSCH. Ich kürze alles etwas ab. Der Bus war, ungelogen, mit drei mal so vielen Personen wie erlaubt beladen. Alleine bei uns hinten saßen insgesamt 12 Leute. (Saßen, lagen, quetschten, verzahnten sich Menschen) Wir haben uns wie Vieh gefühlt. Und bevor ich es vergesse. Der Bus neben uns hatte im Gepäckfach Schweine geladen. Kleine, schwarze Babyschweine, die einzeln in Bambuskäfigen auf Stroh untergebracht wurden. Es war also wahr. Die Geschichten im Internet stimmten tatsächlich. Sandra hat sogar noch gesehen wie in einem Bus Hühner mitgenommen wurden. Nun gut, es wurden immer mehr Leute eingeladen. Auch Europäer, die erst im Gang auf Reissäcken und Rucksäcken saßen und später auf den Armlehnen oder ganz vorne an der Scheibe des Busses klebten. Man bedenke, dass der Bus Gepäck im Rumpf hatte, auf dem Dach, im Bus und alles voller Menschen war. Sowas haben wir noch nie erlebt.
Als es endlich los ging habe ich das erste Mal wirklich um mein Leben und das von Sandra bangen müssen. Es war eine hügelige, steile und schmale Straße, die uns nach Laos führen sollte. Immer im Hinterkopf, dass für den Verantwortlichen evtl. den Busfahrer in Deutschland wohl die Todesstrafe wieder eingeführt worden wäre, hätte diese Aktion die Polizei mitbekommen. Ergänzend hierzu muss man sagen, dass die Vietnamesische Polizei die Fahrt abgesegnet hatte...
Da wir nun leider nicht mit der erst angenommenen Beinfreiheit gemütlich einschlafen konnten, kam hinzu, dass es so eng wurde, dass auf einem meiner Füße zwei weitere Füße standen und auf meinem zweiten Fuß eine alte Dame mit ihrem Hintern saß.
Das verrückte ist allerdings, dass ich in Deutschland höchstwahrscheinlich mehrfach unkontrolliert ausgerastet wäre, wenn man mich in eine solche Situation herein gesteckt hätte. Aber hier, was sollten wir machen. Es blieb uns nichts anderes übrig, als einfach zu warten, auszuharren und uns die schmerzen, durch die angewinkelten Beine über uns ergehen zu lassen.
Jetzt, wo ich hier in Laos sitze und den Blogeintrag schreibe bin ich glücklich diese Fahrt mit gemacht zu haben. Ähnlich wie die Desasterfahrt im Eiszug nach Sapa war dies ein Erlebnis, dass ich wohl noch öfter erzählen werde. Komischerweise und untypisch für mich bin ich ohne Schmerzen in Luang Prabang angekommen. Sandra hingegen hatte starke Rückenschmerzen und eine leichte Erkältung, die ihre Fahrt stark belastet haben.
Nach ganzen 33 Stunden Busfahrt (Sapa - Luang Prabang) haben wir gegen 3 Uhr Morgens unser Ziel erreicht. Jetzt mussten wir nur noch ein Tuk Tuk finden, dass uns zu einem freien Hostel fährt. Nach einer weiteren Stunden konnten wir schließlich erschöpft und überglücklich unsere schlaffen Körper ins Bett fallen lassen.
Ich weiss, dass viele Europäer diese Fahrt machen, trotzdem bin ich stolz auf Sandra und mich, dass wir diese Qualen überstanden haben und dieses verrückte Erlebnis gemacht haben.


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